04.03.2021

Corona-News aus dem St. Martini Krankenhaus

Keine Coronavirus-Mutation im St. Martini nachgewiesen – Krankenhausbetrieb nur im Fachbereich Innere Medizin vorübergehend eingeschränkt.

Das Krankenhaus St. Martini möchte Stellung beziehen zu Gerüchten, dass der komplette Betrieb des Krankenhauses zwischenzeitlich eingestellt war und eine Coronavirus-Mutation vorlag.

Die Fakten kurz und knapp: Nachdem es in den vergangenen Wochen trotz umfangreicher Hygienemaßnahmen zu einem Ausbruchsgeschehen im Bereich der Inneren Medizin gekommen ist, hat sich die Betriebsleitung des St. Martini Krankenhauses in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt Göttingen und dem Institut für Krankenhaushygiene und Infektiologie der Universitätsmedizin Göttingen dazu entschlossen, zwei Stationen der Klinik für Innere Medizin im B-Trakt des Hauses vorübergehend zu schließen. Die Behandlungen der dort stationär betreuten Patienten wurden entweder regulär beendet oder die Patienten wurden in umliegende Krankenhäuser verlegt. Weder bei Patienten noch bei betroffenen Mitarbeitenden konnte eine mutierte Variante des Virus nachgewiesen werden. "Diese harte Maßnahme der Fachabteilungsschließung war leider notwendig, um Patienten und Mitarbeitende zu schützen und die Situation zu bewältigen", erklärt Krankenhausgeschäftsführer Markus Kohlstedde und fügt hinzu: “Unser interdisziplinärer Krankenhaus-Krisenstab ist dabei, das Geschehen aufzuarbeiten. Ich möchte an dieser Stelle unseren Ansprechpartnern im Gesundheitsamt Göttingen und dem Team der Krankenhaushygiene der Universitätsmedizin Göttingen für die gute und wertvolle Zusammenarbeit danken.” Kohlstedde weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass sich das Duderstädter Krankenhaus im Kampf gegen das Coronavirus in einer besonders exponierten Lage befinde. Diese ergibt sich erstens durch die demografische Lage im Einzugsgebiet, die einen hohen Anteil älterer und damit besonders gefährdeter Menschen aufweist und zweitens durch eine hohe Inzidenz im Nachbarlandkreis Eichsfeld (7-Tages-Inzidenz LK EIC: 166, Stand 3.3.21).

Durchschnittlich werden in St. Martini seit dem Ausbruch der Pandemie täglich 12 bis 15 COVID-19-Erkrankte stationär betreut. Die Behandlung erfolgt auf einer speziellen Isolierstation und die COVID-19-Patienten sind von den anderen Patienten strikt getrennt. Die Teststrategie des St. Martini sieht seit Beginn der Pandemie vor, dass alle Patienten, die stationär oder für ambulante Eingriffe im Krankenhaus aufgenommen werden, mittels eines PCR-Tests auf das Virus getestet werden, um eine Risikoeinstufung vornehmen zu können. Ebenso muss sich das medizinische und pflegerische Personal einem regelmäßigen Testregime unterziehen. “Wir haben seit März 2020 mehr als 7.300 Antigen-Schnelltests und 9.700 PCR-Tests durchgeführt”, erklärt Kohlstedde. “Trotzdem lässt sich damit das Risiko eines Ausbruchsgeschehens auch bei Einhaltung strengster Hygiene- und Sicherheitskonzepte nicht vollständig auf null reduzieren. Ein negatives Testergebnis bei der Patientenaufnahme oder auch ein Screeningtest beim Personal schließt nämlich nicht aus, dass eine Ansteckung im Vorfeld bereits stattgefunden hat.“ Bei einer zu geringen Viruslast zum Testzeitpunkt sei das Coronavirus nicht sicher nachweisbar. Den umfangreichen Schutzmaßnahmen sei es allerdings zu verdanken, dass das Ausbruchsgeschehen auf zwei Stationen begrenzt geblieben sei, so Kohlstedde.

 

KONSEQUENZEN
Als Sofortmaßnahme hat St. Martini in Folge des Ausbruchsgeschehens die Teststrategie weiter intensiviert: Aktuell werden alle Mitarbeitenden, die patientennah arbeiten, statt einmal wöchentlich nun zweimal pro Woche einer Testung unterzogen – mit PCR-Tests, die eine noch höhere Genauigkeit als die Antigen-Schnelltests aufweisen. Ebenso wird jedem Patienten zweimal wöchentlich ein PCR-Test angeboten. Die Bereitschaft zur Testung bei Pflegekräften, Ärzten, Physiotherapeuten, Service-Kräften, Menüassistenten, Reinigungskräften, Verwaltungsangestellten und auch Patienten ist gleichermaßen sehr hoch. Die Teilnahmequote beträgt bisher 100 Prozent.

Die Arbeitsanweisung des Krankenhauses St. Martini legt eindeutig fest, dass beim Auftreten von nur geringsten COVID-Symptomen die Arbeit umgehend abzubrechen ist, ein PCR-Test im Arbeitsbereich durchgeführt und das Krankenhaus umgehend verlassen werden muss. Mitarbeitende, die vor Beginn der Arbeitszeit Symptome feststellen, haben eine Meldepflicht, sie werden freigestellt und dürfen ihren Dienst erst nach negativem PCR-Test wieder aufnehmen. Ein eingerichtetes Kontakt-Tracing-Team kümmert sich um das Verdachtsfallmanagement sowie um eine schnelle Kontaktnachverfolgung und Analyse.

Aktuell befasst sich ein Team von Experten aus dem Krankenhaus St. Martini und aus dem Institut für Krankenhaushygiene und Infektiologie der Universitätsmedizin Göttingen mit der detaillierten Aufarbeitung und Analyse der Hintergründe des Ausbruchs auf den beiden Stationen der Inneren Medizin. Hierbei wird jeder einzelne Fall aufgearbeitet. Bei der Ursachenforschung stehen die Mediziner auch mit Kollegen andere betroffener Krankenhäuser, die auf einzelne Fachbereiche konzentrierte Ausbruchsgeschehen verzeichnen mussten, im engen Austausch.

Die bisherigen Untersuchungen konnten glücklicherweise das Vorkommen einer Coronavirus-Mutation zum jetzigen Zeitpunkt bereits ausschließen. Hierzu wurden über die normalen PCR-Tests hinaus, die grundsätzlich das Vorkommen des Virus im Körper identifizieren, die bestehenden Proben im zweiten Schritt gezielt auf die aktuell kursierenden Varianten des Virus getestet. Alle Ergebnisse waren negativ.

"Wir sind mit konsequentem Handeln bisher wirklich gut durch die Pandemie gekommen. Nun bin ich erschüttert, dass es trotz strenger Hygiene- und Schutzmaßnahmen zwei unserer Stationen getroffen hat. Es tut mir leid für die Menschen, die sich mit dem Virus infiziert haben", erklärt Krankenhausgeschäftsführer Kohlstedde und ergänzt: "Wir möchten jeden einladen, sich mit uns in Verbindung zu setzen, sollte es in den letzten Wochen zu Unsicherheiten oder offenen Fragen gekommen sein. Gerne können Sie mit uns unter der Telefonnummer 05527 842-110 Kontakt aufnehmen."

Für die Zukunft zeigt sich Markus Kohlstedde zuversichtlich: "Alle bisherigen Tests weisen darauf hin, dass wir mit der Schließung der beiden Stationen rechtzeitig ein Übergreifen auf andere Stationen haben verhindern können. Dafür bin ich dankbar." Aktuell werde die Wiedereröffnung der geschlossenen Bereiche in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt Göttingen und dem Institut für Krankenhaushygiene und Infektiologie der Universitätsmedizin Göttingen voraussichtlich in der kommenden Woche möglich sein. Und auch die Impfsituation spiele dabei eine wichtige Rolle und bringe eine zusätzliche Sicherheit: So konnten in Zusammenarbeit mit dem Impfzentrum Herzberg bereits große Teile der Belegschaft und das gesamte Altenpflegeheim entsprechend der Priorisierung geimpft werden. Die Impfbereitschaft sei dabei sehr hoch, berichtet Kohlstedde.

 

Bild zur honorarfreien Verwendung, Bildnachweis: St. Martini